Die verlockende Zins-Illusion: Der 0 % - Kredit für 14,98 % p.a.

Unglaublich, aber sie tun es immer noch: Diverse Anbieter preisen über alle Kanäle ein befristetes angebliches Kreditschnäppchen an.

 

In dem Angebot, das mir zugeschickt wurde, klang zunächst alles wunderbar. Ich wurde gefragt, welche Träume ich denn hätte, die ich mir kurzfristig erfüllen möchte. Verreisen? Ein anderer Herzenswunsch? Aber leider kein Geld zur Erfüllung dieses Wunsches zur Verfügung? Kein Problem! Denn quasi per Knopfdruck kann ich mir 2000 € direkt auf mein Girokonto buchen lassen. Der in großer Schrift an gut lesbarer Stelle des Schreibens angebotene Zinssatz lautete „0 %*“. Ist es Ihnen aufgefallen? Neben der Kondition war ein Sternchen vermerkt. In der entsprechend klein gedruckten Fußnote wurde dargestellt, dass der Zins lediglich bei sofortigem Abruf zwei Monate bei 0 % liegt. Danach sollte der Zins auf 1,17 % pro Monat steigen. Das hört sich ja gar nicht einmal schlecht an. Knapp über einem Prozent? Wunderbar – das ist doch fast geschenkt. In Klammern verbarg sich bei diesem Angebot in der Fußnote dann der schockierende Zins für die Kreditlaufzeit, die nach den zwei zinsfreien Monaten beginnt: 1,17 % pro Monat -das bedeutet einen jährlichen effektiven Jahreszins von 14,98 %. Im Vergleich zu diesem Jahreszins ist selbst manch ein Dispozins eines Girokontos als günstig zu bezeichnen!

 

Selbstverständlich habe ich dieses Angebot nicht angenommen. Warum auch sollte ich dem Anbieter sogar so viel Geld in die Tasche stecken? Warum sollte ich mit dem Abbezahlen eines Konsumkredites zwanghaft Nachsparen und mir die Freiheit rauben lassen? Um mir einen kurzfristigen Wunsch zu erfüllen? Mit Sicherheit nicht!

 

Welche Alternativen gibt es zu solchen Lokangeboten?

 

Die kostengünstigste Möglichkeit, sich Träume zu erfüllen ist, die Träume mit dem dafür notwendigen Geldbetrag zu konkretisieren und als eigenes Finanzziel zu definieren. Wenn ich also von einem E-Bike träume, dann erkundige ich mich zunächst darüber, zu welchem Preis welches Produkt angeboten wird. Ich suche mir ein Produkt aus, dass beispielsweise 1500 € kostet. Wenn ich mir dieses Fahrrad also in einem Jahr kaufen möchte, muss ich zwölf Monate lang 125 € auf ein separates Konto buchen. Ist dieser Betrag monatlich nicht verfügbar, kann die Laufzeit der Ansparphase entsprechend verlängert werden. Am Ende der Ansparphase kann ich als Barzahler auftreten und mit dem günstigsten Anbieter aussuchen. Dadurch können entsprechend hohe Zinszahlungen vermieden werden. Durch das monatlich Zurücklegen des Geldes betreibe ich freiwilliges Vorsparen. Ich entscheide wie lange ich Vorsparen möchte und bin auch in der Lage auszusetzen, wenn andere außerordentliche Kosten auf mich zukommen.

 

Wenn der Wunsch kein Wunsch, sondern ein dringender Bedarf ist und die entsprechende Liquidität nicht vorhanden ist, ist ein Angebotsvergleich zu empfehlen. Entscheidend ist der effektive Jahreszins, in dem alle originären Kreditkosten enthalten sind. Seit einigen Jahren muss auch der sogenannte 2/3-Kreditzins angegeben werden. Dies basiert auf Vorschriften des deutschen Gesetzes zur Umsetzung der EU-Verbraucherkreditrichtlinie (gilt seit dem 11. Juni 2010). Ziel der EU-Verbraucherkreditrichtlinie und des deutschen Umsetzungsgesetzes ist der Schutz des Kunden durch höhere Transparenz noch vor dem Vertragsschluss. Der 2/3-Kreditzins ist ein Zins-Prozentsatz, der bei 2/3 der Kunden nachher tatsächlich im Kreditvertrag steht. Oft weicht dieser 2/3-Zins von dem deutlich niedrigeren angepriesenen Angebotszins ab, hat aber eine größere Bedeutung – es sei denn jemand hat die beste Bonität. Dann zahlt der Kunde weniger. Sollte die eigene Bonität schlechter als bei 2/3 der Kunden sein, muss ein höherer Zins als der 2/3-Zins bezahlt werden.

 

Unabhängig von Konsumentenkrediten lautet eine wichtige Regel bei dem Vermögensaufbau und der Optimierung der eigenen Finanzen: So wenig Zwang wie möglich und so viel Freiheit wie möglich.

 

Bereits vor mehr als 200 Jahren sagte ein bekannter französischer Philosoph:

 

Wille ist Wollen und Freiheit ist Können.

(Voltaire (1694 - 1778), eigentlich François-Marie Arouet, französischer Philosoph der Aufklärung,

 

Historiker und Geschichts-Schriftsteller)

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